Kürzlich fand im Belvedere21 die nunmehr 2. Art4Science-Podiumsdiskussion der Reihe „Forschung und Sinnlichkeit“ in Kooperation mit der „Wiener Zeitung“ statt.
„Wissenschaft und Kunst“, so Thomas Lion in seiner Einleitung „können einander durchaus beeinflussen und befruchten". Als Beispiele dazu nannte der Arzt und Molekulargenetiker der St. Anna Kinderkrebsforschung, das Atomium in Brüssel oder die berühmte Skulptur von Henry Moore in Chicago, die den ersten kontrollierten Atomversuch künstlerisch darstellt, oder auch das Konzept der fraktalen Geometrie von Mathematiker Benoît Mandelbrot. Das Besondere an Kunst: mit ihr lassen sich auch sehr unregelmäßig begrenzte Formen in der Natur mathematisch erfassen, „wenn man etwa an die Form einer Wolke denkt oder auch die Form eines unregelmäßig wachsenden Tumors“, so der Molekulargenetiker.
Gemeinsam sprachen dann in der Diskussionsrunde die Art4Science Creative Duos/Trios , bestehend aus Molekularbiologin Sabine Taschner-Mandl, Modedesignerin Romana Zöchling, Fotokünstler Bela Borsodi ,mit Moderatorin und stv. Chefredakteurin der „Wiener Zeitung“ Judith Belfkih unter der Leitfrage „Leistet Mode einen Beitrag zur Wissenschaft?" über eventuell bestehende Gemeinsamkeiten und Ansatzpunkte zwischen medizinsicher Forschung und Kunst.
Sabine erklärte, dass die Zellen in ihre molekularen Bestandteile zerlegt werden, am Ende des Tages wird daraus gelernt und die Bestandteile werden wieder zusammengesetzt. Genau diese Synthese setzte Modedesignerin Romana in ihrer gemeinsamen Arbeit im Duo Modedesign ästhetisch um. Diese Visualisierungen transferierte Modedesignerin Romana auf Stoffe und entwarf daraus tragbare Mode-Einzelstücke für eine eigene Art4Science Capsule-Kollektion.
Die abstrakte Forschung wurde somit angreifbar, erlebbar und anschaulich gemacht. „An den Bildern sieht man sehr schön, wie einzelne Strukturen in Zellen sich ausbreiten und tatsächlich auch physikalisch berühren und damit kommunizieren und interagieren", so Wissenschaftlerin Sabine.
So sieht dies auch Fotokünstler Bela:
„Wenn die Kunst irgendwas kann, dann das Unaussprechbare, das Undarstellbare darstellen".
Dies spiegelt sich bei seiner künstlerischen Arbeit im Trio, mit Wissenschaftlerin Eleni Tomazou und Molekularbiologe Heinrich Kovar, wieder. Er setzt sich dabei mit dem Auftreten einer Kinderkrebsart auseinander, die im Knochen entsteht.
Im Gegenzug hatte er dabei „keine schönen Farben und Bilder“ zur Hand, musste sich komplexe Prozesse vorstellen und versuchte dann, die Herangehensweise der Forscher in eine komplett abstrakte Welt zu setzen, die nichts mit unserer realen Welt gemein hat. Er erklärte „ich habe, in eine Science-Fiction-Welt übersetzt, die die Entstehung und Ausbreitung eines Krebses nachstellt ohne emotional werten zu wollen".
Romana betonte, dass Mode ein rein ästhetisches Instrument darstellt. Daher kam auch die Frage auf, ob man überhaupt eine Verbindung dieser Disziplin mit einer potenziell tödlichen Erkrankung herstellen darf?
Dem Duo war es somit ein besonderes Anliegen, dass das Thema mit Respekt behandelt wird.
„Auf den Stoffen und Kleidungsstücken zeigen wir nie aggressive Tumorzellen, sondern was passiert, wenn wir gegen den Tumor kämpfen. Wir erforschen, wie es zur Ausheilung kommen kann", erläuterte Molekularbiologin Sabine die positiven Effekte der Forschung.
Fotokünstler Bela sieht zudem ein verbindendes Hauptelement aller Disziplinen: einen inspirierten Geist. „Ob Wissenschaft, Musik, Kunst oder auch Fußball. Der Geist, der dahintersteckt, der antreibt, etwas zu erforschen, weil er neugierig ist, ist überall sehr ähnlich."
Sehen Sie sich die gesamte Podiumsdiskussion noch einmal an und tauchen Sie ein in eine Welt zwischen Kunst und Wissenschaft, Mode und Fotokunst, Darstellbarem und Verborgenem.
Vorbehaltlich etwaiger Änderungen/ Fehler.
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